Georg Daniel Heumann: Der Göttingische Ausruff von 1744
(Thema des Tages vom 04.01.2022)
neu herausgegeben und kommentiert von Rolf Wilhelm Brednich
Der aus Nürnberg stammende bekannte Künstler Georg Daniel Heumann (1691-1759) war 1740 als Universitäts-Kupferstecher an die Georgia Augusta nach Göttingen berufen worden. Aufgrund seines Interesses an den ambulanten Straßenhändlern wurde er zum Schöpfer des Göttingischen Ausruffs, einer Graphikserie von kunstvollen 30 Radierungen. Sie sind eine wertvolle Dokumentation des Wanderhandels in einer niedersächsischen Ackerbürgerstadt, die zur Universitätsstadt wurde und in der das traditionelle ländliche Warenangebot mit den Bedürfnissen einer anspruchsvolleren Bevölkerungs- gruppe konkurrierte. Mit seiner ausgezeichneten Beobachtungsgabe und der Freude am Detail hat Heumann die Lebenswirklichkeit des Göttinger Straßenhandels und das neue Ambiente der Stadt authentisch eingefangen. Er stellte keine Typen von Straßenhändlern dar, sondern Individuen in ihrer Kleidung, ihrer Körpersprache, ihrem Warenangebot bzw. ihren Dienstleistungen, ihren niederdeutschen Ausrufen und ihrer Art und Weise, wie sie ihre Waren transportierten und anboten. Im Kommentar stellt der Herausgeber dar, welchen Stellenwert der Straßenhandel innerhalb der Göttinger Marktordnungen und des etablierten Zunftwesens einnahm, welche Waren erwünscht und welche unerwünscht waren.
(Verlagsangaben)
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