„Plattdeutsche Klassiker lesen!“
Fritz Reuter: Kein Hüsung
gekürzte Hörspiel-Fassung
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BRANDT
„Bald is ’t mit mi gescheihn,
ik kann mien Kinner nich mihr seihn.
Doch ihrer mi de Ogen bräken,
kåmt neger ’ran,
Marik, Jehann!
Ik will dat letzte Wuurt nu spräken:
Juuch einzigst Arfdeil is de Not,
Juuch einzigst Lohn dat däächlich Brot.
De Arbeit is Juuch einzigst Freud,
Ji sied Juuch einzigst Ogenweid.
De heilig Schrift is, richtig läsen,
hier unn’n Juuch einzigst Stütt un Staf,
un wenn Ji nå ehr Vörschrift wäsen,
denn is Juuch einzigst Trost dat Graff.
Kœnt Ji nich an Juuch sülfst Juuch freu’n,
nich Dach för Dach mit Armaut ringen,
åhn Afgunst Macht un Riekdaum seihn,
kœnt Ji dat trotz’ge Hart nich dwingen,
nich jede Arbeit still verrichten
åhn Wedderwür’ un bös’ Gedanken
för jeden Herrn, ok för denn slichten –
kœnt Ji nich jeden Åbend danken
uprichtig för Juuch sures Brot,
denn wier ’t an’n Besten, Ji wiert dot.
Un dat Ji leecht an miene Städ.“
ERZÄHLER
Un swacker wür hei, as hei ’t säd.
Un höger geiht de kranke Bost,
mit Mäuh noch kann hei Åten hålen,
dörch siene Glieder tüht ein Frost,
de letzt von alle Ierdenqualen.